„by heart“, 2014, Erika-Mann-Grundschule

„by heart“: ein interdisziplinäres Poesieprojekt von Poem Space Mobil an der Erika-Mann-Grunschule (Klasse 4b, 5a)
Poesievermittlung: Nicola Caroli & der Poesiepanther
Bildende Kunst: Karen Brosi
August bis Dezember 2014

Die SchülerInnen der Klassen 4b und 5a der Erika-Mann-Grunschule  haben im Poesie-Workshop „by heart“ die Lieblingsgedichte von zwei SeniorInnen kennengelernt. Sie haben Interviews mit den SeniorInnen zu ihrem Gedicht durchgeführt. Mit der Poesievermittlerin Nicola Caroli und dem Poesiepanther haben sie Antwortgedichte geschrieben. Für die Aufnahmen der Gedichte und Interviews haben sie Herzboxen mit der Bildenden Künstlerin Karen Brosi gebaut. Die Herzboxen sind tragbare Objekte, mit denen die Kinder anderen Menschen ihre Gedichte vorspielen können, z. B. auf der Straße oder in einer Ausstellung.

Das Ziel des Projektes ist ein Austausch zwischen Generationen, bei dem die Wirkung von einem Gedicht, das man auswendig kennt oder buchstäblich „im Herzen hat“, im Leben eines Menschen für die SchülerInnen erfahrbar wird.

*„by heart“ heißt im Englischen etwas auswendig können. „To know something by heart“ heißt, man trägt es im Herzen.

„by heart“, Klasse 4b, Erika-Mann-Grundschule

Lieblingsgedicht der Seniorin Anna Döpfner
Die SchülerInnen haben das Lieblingsgedicht der Seniorin Anna kennengelernt.

Abendphantasie von Friedrich Hölderlin

Vor seiner Hütte ruhig im Schatten sitzt
Der Pflüger, dem Genügsamen raucht sein Herd.
Gastfreundlich tönt dem Wanderer im 
Friedlichen Dorfe die Abendglocke.

Wohl kehren izt die Schiffer zum Hafen auch,
In fernen Städten, fröhlich verrauscht des Markts
Geschäftiger Lärm; in stiller Laube
Glänzt das gesellige Mahl den Freunden.

Wohin denn ich? Es leben die Sterblichen
Von Lohn und Arbeit; wechselnd in Müh' und Ruh
Ist alles freudig; warum schläft denn
Nimmer nur mir in der Brust der Stachel?

Am Abdendhimmel blühet ein Frühling auf;
Unzählig blühn die Rosen und ruhig scheint
Die goldne Welt; o dorthin nimmt mich,
Purpurne Wolken! und möge droben

In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb' und Leid! -
Doch, wie verscheucht von thöriger Bitte, flieht
Der Zauber; dunkel wird's und einsam
Unter dem Himmel, wie immer, bin ich -

Komm du nun, sanfter Schlummer! zu viel begehrt
Das Herz; doch endlich, Jugend! verglühst du ja,
Du ruhelose, träumerische!
Friedlich und heiter ist dann das Alter.

Interview Fragebogen:
Die SchülerInnen haben sich Fragen überlegt, die sie Anna stellen möchten.

An was erinnert Sie das Gedicht?
Kennen Sie mehr Gedichte von Hölderlin?
Was fühlen Sie, wenn Sie das Gedicht sagen?
Mussten Sie das Gedicht als Kind auswendig lernen?
Bekommen Sie Lust etwas Bestimmtes zu tun, wenn Sie das Gedicht lesen?
Haben Sie das Gedicht schon mal vor anderen Menschen vorgetragen?
In welchem Alter haben Sie das Gedicht kennengelernt?
Was mögen Sie an Friedrich Hölderlin?
Wie viel Mal haben Sie das Gedicht gelesen?
Was inspiriert Sie an dem Gedicht besonders?
Was sind Ihre Lieblingsstrophen und Wörter?
Wie lange hat es gedauert das Gedicht auswendig zu lernen?
Was begeistert Sie am meisten an dem Gedicht?

Hier gibt es das Interview mit Anna

Gedichte der SchülerInnen (Auswahl)
Die SchülerInnen haben Gedichte in Bezug zum Lieblingsgedicht von Anna und dem Interview geschrieben.

Frida
Die Hoffnung
» Ihr Drachen versuchet den kranken Seelen zu helfen,
fröhlich und stumm blühet die Zeit.
In meiner Welt bist du der Schatz.
Der Schatten des Vogels ist ein Mensch.
Die Blinden sind zurück, 
das Leid einer Libelle fällt hinab wie eine Seele.
Am Horizont fliegt die Liebe davon.
Friedlich liegt jetzt die Welt vor uns. «

Liv
» Abends gehe ich zum Fenster, höre eine Kirchenturmglocke.

Ich wünsche mir ein Drache zu sein und mich zu vergessen,
Nixen, Wölfe, Elfen, Feen und Einhörner, eine Sagengestalt

Ich atme ganz tief ein und aus uns stelle mir das vor:
ein Land voller Sagengestalten wäre wundervoll.

Traurig gehe ich zurück, weil das unmöglich ist.

Die Fenster von der Kirche leuchten.

Mein Schmerz verwandelt in Lachen die Arme meiner Eltern.

In Finnland mit dem Ruderboot bei Sonnenuntergang
mit meinen Eltern und mir und meinem Bruder.

Da wünsche ich mir nur noch immer tief drin ein Kind zu sein.

Einsam ist nun ein Fremdwort für mich.

Ein Leben ohne Spass gibt es auch gar nicht. «

Hier gibt es mehr Gedichte der SchülerInnen als pdf

Hier gibt es die Audioaufnahmen (mp3) der Gedichte der Kinder (Auswahl)

Herzboxen
Die SchülerInnen haben mit der Bildenden Künstlerin Karen Brosi Herzboxen für die Aufnahmen der Gedichte und Interviews gebaut.
Die Herzboxen wurden in der Schillerbibliothek und im Café Tassenkuchen im Wedding ausgestellt.

Fotos (© Karen Brosi) von dem Herzboxbau:


 

Fotos (© Catherine Launay) von dem Herzboxeneinsatz:




Fotos (© Karen Brosi) von den Herzboxen:


HerzboxkünstlerInnen: Berfin, Fatme, Frida

HerzboxkünstlerInnen: Lea, Liv

HerzboxkünstlerInnen: Abdullah, Hüseyin, Okan, Mohammet













Herzbox in der Schiller-Bibliothek








„by heart“, Klasse 5a, Erika-Mann-Grundschule

Lieblingsgedicht des Seniors Karl Wucherpfennig
Die SchülerInnen haben das Lieblingsgedicht des Senioren Karl kennengelernt.

Da ich ein Knabe war von Friedrich Hölderlin

Da ich ein Knabe war,
 Rettet' ein Gott mich oft
  Vom Geschrei und der Ruhte der Menschen,
   Da spielt' ich sicher und gut
    Mit den Blumen des Hains,
     Und die Lüftchen des Himmels
      Spielten mit mir.

Und wie du das Herz
Der Pflanzen erfreust,
Wenn sie entgegen dir
Die zarten Arme strecken,

So hast du mein Herz erfreut
Vater Helios! und, wie Endymion, 
War ich dein Liebling,
Heilige Luna!

Oh all ihr treuen
Freundlichen Götter!
Daß ihr süßtet,
Wie euch meine Seele geliebt!

Zwar damals rief ich noch nicht
Euch mit Nahmen, auch ihr 
Nanntet mich nie, wie die Menschen sich nennen
Als kennten sie sich.
Doch kannt' ich euch besser,
Als ich je die Menschen gekannt,
Ich verstand die Stille des Äthers
Der Menschen Worte verstand ich nie.

Mich erzog der Wohllaut
Des säuselnden Hains
Und lieben lernt' ich
Unter den Blumen.

Im Arme der Götter wuchs ich groß.

Interview Fragebogen:
Die SchülerInnen haben sich Fragen überlegt, die sie Karl stellen möchten.

Wieso hast du dieses Gedicht gelernt und nicht ein anderes?
Seit wann kennen Sie das Gedicht?
Haben Sie noch mehr Gedichte im Kopf?
Wo haben Sie das Gedicht gelernt?
Wie haben Sie das Gedicht so lange behalten?
Wo sind Sie geboren?
Liebst du die Natur mehr als alles andere?
Hatten Sie Hilfe beim Lernen des Gedichts?
Wann sind Sie geboren?
Sind Sie auf das Gymnasium gegangen?
Von wem kennen Sie das Gedicht?
Haben Sie Kinder?
Wie lernt man die Liebe?
Wie können die Blumen wachsen?
Wie kann der Himmel Luft nehmen?
Was hat Sie an diesem Gedicht fasziniert?
Wie hat das Gedicht Sie in ihrem Leben begleitet?
Sind Sie gläubig? Woran glauben Sie?

Hier gibt es das Interview mit Karl

Gedichte der SchülerInnen (Auswahl)
Die SchülerInnen haben Gedichte in Bezug zu dem Lieblingsgedicht von Karl und dem Interview geschrieben.

Salih
» Als ich klein war
war ich in der Erde, richtig unten.
Das war so kühl und der Geruch war schön.

Bäume sind auch voll schön,
die bewegen sich in Zeitlupe.

Warum wachst ihr so schnell?
Warum seht ihr nichts?

Dass ihr immer so wachsen könnt,
weil ihr so groß seid.

Die Erde rettet mich vor Sonne,
gibt mir Schatten unter der Erde.

Die Bäume retten mich vor dem Wasser.
Lasst mich nach oben zu den Blättern. «

Zekkeria
» Als ich klein war
war die Zeit schöner.

Ich war in Jordanien
und sah Israel und auch Syrien.
In Syrien sah ich eine Moschee
und wie groß die war!

Wenn die Sonne auftaucht
ist die Hitze das Problem in Jordanien.
Wenn die Sonne untergeht
wird es kälter
und wie die schönen Farben leuchten! «

Hier gibt es mehr Gedichte der SchülerInnen als pdf

Hier gibt es die Audioaufnahmen (mp3) der Gedichte der Kinder (Auswahl)

Herzboxen
Die SchülerInnen haben mit der Bildenden Künstlerin Karen Brosi Herzboxen für die Aufnahmen der Gedichte und Interviews gebaut.

Fotos (© Karen Brosi) von den Herzboxen:


HerzboxkünstlerInnen: Anita, Ceren, Ela

HerzboxkünstlerInnen: Can, Cevher, Mehmet, Mike

Herzboxkünstler: Denis




Herzboxen im Café Tassenkuchen
(Foto: © Catherine Launay)








Hier gibt es das Feedback (Pdf) von Anna Döpfner und Karl Wucherpfennig zu dem Projekt „by heart“

Präsentation des Projektes „by heart“
Am Montag, den 13. Oktober um 15.00 Uhr, fand die Präsentation des Projektes „by heart“ in der Aula der Erika-Mann-Grundschule statt.
Die SchülerInnen haben ihre Gedichte vorgetragen und sind mit den Gästen (Eltern, LehrerInnen, Anna Döpfner und Karle Wucherpfenning,…) nach draußen gegangen. Sie hatten ihre Herzboxen dabei und haben anderen Menschen angeboten ihnen ihre Gedichte vorzuspielen. Sie sind in die Schiller-Bibliothek und in das Café Tassenkucehn gegangen, um ihre Herzboxen zu installieren.

Fotos (© Catherine Launay) von der Demo: